Erschienen auf sunny7.at
Technische und medizinische Neuerungen machen es möglich, dass sogar 66-jährige Frauen noch schwanger werden. Oder, dass ein Baby von einer Leihmutter ausgetragen wird. Irgendwann stößt jedoch auch die Medizin an ihre Grenzen – an ethisch vertretbare oder an gesetzliche.
Es ist ein häufiger Wunsch und das natürliche Recht der Menschen, Kinder zu haben und eine Familie zu gründen. Doch manche Umwelteinflüsse und Lebenssituationen, wie Mehrfachbelastungen und zu viel Stress im Alltag, machen es etlichen Paaren nicht leicht, sich diesen Wunsch zu erfüllen. Auch haben gleichgeschlechtliche Paare aufgrund natürlicher physischer Gegebenheiten nicht die Möglichkeit, ein Kind „einfach so“ zu zeugen.
Manchmal sind die Ursachen relativ leicht behebbar – wenn z. B. der Hormonhaushalt gestört, die Eileiter bei der Frau verlegt oder der Samen des Mannes nicht aktiv genug ist, um bis zur Gebärmutter durchzudringen. Eines der größten Probleme liege darin, dass der Kinderwunsch immer später komme, sagt Georg Freude, Arzt und Präsident der „Österreichischen Gesellschaft für In-vitro-Fertilisation“.
Legale vs. illegale Methoden
Auch in Österreich kann man mit vielen Mitteln der Fertilisation (künstliche Befruchtung) nachhelfen, wenn es mit dem Kinderkriegen nicht klappt. Hormontherapien, künstliche Samenübertragung in die Gebärmutter (Insemination), Befruchtung von Eizellen außerhalb des Körpers (In-vitro-Fertilisation, IVF) und Injektion einer Samenzelle in die Eizelle (Mikroinjektion – Intracytoplasmatische Permieninjektion, ICSI) sind Methoden, die zwar manchmal kostenintensiv, hierzulande jedoch völlig legal durchgeführt werden können.
Eizellenspende
Anders ist die Situation bei der aktuell viel diskutierten Eizellenspende. Dazu spendet eine Frau eine Eizelle, die mit dem Samen des tatsächlichen Vaters befruchtet in die Gebärmutter der Lebensgefährtin/Ehefrau des genetischen Vaters eingesetzt wird. Auch ist es nicht erlaubt, dass eine In-vitro-Fertilisation (also im Reagenzglas) mit fremdem Sperma durchgeführt wird, da eine Samenspende nur direkt in die Gebärmutter erlaubt ist. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat dieses in Österreich gültige Verbot neuerdings bestätigt und nicht als Eingriff in die Menschenrechte gewertet.
Fertile Graubereiche
Was aber tun, wenn man steril, also unfruchtbar ist, und sich dennoch sehnlichst ein Kind wünscht? Man fährt ins Ausland. „Eggsharing“ heißt der neue Trend. Der Hintergrund: „Frauen, die sich einer IVF unterziehen, werden im Vorfeld mit Hormonen behandelt, damit sie mehrere Eizellen produzieren – das ist durchaus normal“, erklärt Fertilitätsexperte Georg Freude. Die nicht gebräuchlichen Eizellen werden dann einfach weiterverkauft. Ein ethisch vertretbares Geschäft, meint der Arzt. Das Problem sei, dass die Österreicherinnen diese Behandlung nur im Ausland durchführen lassen können und somit nicht mehr unter der Aufsicht heimischer Ärzte stehen. Ob die dort angewandten Methoden adäquat sind, könne man so nicht nachvollziehen.
Daneben gibt es noch Menschen, denen es völlig unmöglich ist, schwanger zu werden bzw. ein Kind überhaupt auszutragen. Teils, weil die Gebärmutter entfernt werden musste, da vorige Krebsleiden eine Schwangerschaft unmöglich machen oder weil ein schwules Paar gemeinsam keine Kinder bekommen kann (und die Adoption für gleichgeschlechtliche Paare in Österreich nicht erlaubt ist, ebenso die künstliche Befruchtung für lesbische).
Teuer – aber die letzte Möglichkeit?
Der letzte Ausweg heißt in solchen Fällen Leihmutterschaft. Dabei wird einer dem Paar fremden Frau der Samen des Mannes bzw. die bereits befruchtete Eizelle eingesetzt. Die Leihmutter trägt das Kind aus und übergibt es nach der Geburt dem Paar, das für die „Dienste“ der Leihmutter zahlt. In vielen Ländern hat sich dadurch ein richtiger Markt entwickelt. Und ein Tourismus aus jenen Ländern, wo Leihmutterschaft nach wie vor verboten ist. In den USA bieten etwa zahlreiche Agenturen ihre Dienste – auch via Internet – an, die zwischen 15.000 und 22.000 Euro kosten.
Das Thema ist auch in Europa nicht vom Tisch. „Es ist nicht im Sinne der Gleichberechtigung, dass Homosexuelle keine Kinder haben dürfen“, meint Georg Freude. Er zumindest glaubt, dass in diesem Bereich noch viel geschehen wird. Doch dazu müssten erst die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. „Eine Leihmutterschaft ohne zusätzliche psychologische Behandlung ist jedenfalls nicht zielführend“.