Erschienen im Wiener Wissenschaftskompass
In imperialem Ambiente ist die Sammlung alter Musikinstrumente des kunsthistorischen Museums untergebracht. Imperial sind nicht nur die Räumlichkeiten, auch manches Musikinstrument beeindruckt durch pompöse Bauart.
Ein „klingendes“ Erbe haben uns Adel, Sammler und Liebhaber hinterlassen: Von so kuriosen Objekten wie Krummhörnern und Pyramidenklavieren bis zu relativ „normalen“ Pianinos und Flöten – jedoch mit populären Besitzern. Beatrix Darmstädter, engagierte Kuratorin der Sammlung führt uns durch die Ausstellungsräume und erklärt Highlights von der Renaissance bis zu den Anfängen des letzten Jahrhunderts.
Im chronologisch ersten Raum präsentiert Darmstädter eigentümlich gebogene Holzblasinstrumente: „Wir stehen jetzt vor Krummhörnern. Das sind die ältesten Krummhörner, die datiert sind. Sie tragen das Jahr 1522 auf dem Messingkäfig eingraviert.“ Wegen des hervorragenden Zustandes der Instrumente dienen sie oft als Vorlage für Nachbauten, die in Originalklangensembles eingesetzt werden. Im folgenden Raum erklärt Beatrix Darmstädter ein aufwendig gestaltetes Zupfinstrument. „Das ist die Cister Virchis (Girolamo de Virchis, 1574, Anm.) – dieses ist kunsthistorisch von großer Bedeutung: Lukretia, die sich ersticht, ist hier dargestellt und die Nase der Cister hinten – das ist der Teil, an dem man die Cister hält oder aufhängt – ist tatsächlich in Form einer Nase. Hinter dem Objekt stehend sieht man sehr schön, dass der Boden fächerförmig gebaut ist. Das war zum Bauzeitpunkt eine sehr neue Methode. Die akustischen Eigenschaften von Cistern wurden damit positiv beeinflusst“, erklärt die Kuratorin.
Wir verweilen nicht in der Renaissance, 400 Jahre an Musik wollen durchschritten werden. Vorbei an Cembali und Spinetten zu einem Clavichord – dessen schwarzen Tasten der unteren Oktave in zwei Teile geteilt sind. „Das ist ein Spezifikum des Wiener Raumes. Im Bassbereich wurde die Oktave gekürzt sowie gebrochen und so können tiefere Töne erklingen, ohne das Manual verlängern zu müssen. Die Akzidentien können trotzdem gespielt werden“, sagt Darmstädter.
Schlichte Instrumente, außerordentliche Besitzer
In der Zeit der Wiener Klassik findet sich neben vielen Instrumenten auch eine originale Wachsbüste von Joseph Haydn – so glaubhaft gestaltet, als wäre sie „Madame Toussaud’s“ entliehen. Doch der Blickfang des Raumes ist ein Streichinstrument mit scheinbar zu vielen Saiten. Die Kuratorin erläutert: „Für dieses besonders schöne Baryton ist es bezeichnend, dass unter den gestrichenen Saiten noch eine Eben mit Saiten ist, am Korpus entlang. Der Spieler, meistens ein Cellist, kann damit zum normalen Klang noch Harfeneffekte hinzufügen. Die Saiten werden einzeln gezupft. Diese Technik berücksichtigt Haydn sehr oft in seinen Baryton-Trios.“
Auf der Tour durch die prächtigen Räume schlendert man an der Geige Leopold Mozarts vorbei, passiert später das Klavier Carl Michael Ziehrers und eine ganze Vitrine nur mit Musikinstrumenten der Gebrüder Schrammel. Ein unauffälliger Flügel des Leipziger Produzenten Blüthner – ohne berühmte Aliquot-Technik – gehörte Gustav Mahler. Ein schönes „Möbelstück“, ein unscheinbares Pianino, war einst im Gebrauch des Komponisten Hugo Wolf – der das Musikinstrument jedoch nicht besonders mochte.
Den Abschluss bildet eine absolute Ausnahme an Prunk und Pomp: ein Flügel, der für die Weltausstellung in Paris in Auftrag gegeben worden war. Der weltberühmte Klavierproduzent Bösendorfer baute das im Stil Teophil Hansens gehaltene Ausstellungsstück. „Bei der Weltausstellung hat das von Anton Grosser entworfene Objekt jedoch keine erste Medaille gewonnen, weil es nicht zeitgerecht fertig wurde“, verrät Beatrix Darmstädter
Sammlung alter Musikinstrumente
Neue Burg
Heldenplatz, 1010 Wien
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag 10 -18 Uhr